dem Westen berechnet. Die anderen Schr~inke zeigen eine Zu- 
sammenstellung nach Verwandtschaft mit Hinweis auf die in 
Ostpreulen wichtigen Fragen, wie Verbreitung des Wei&- 
storchs und Bedeutung des Kraihenfangs. Dann folgt eine Art 
Freilichtmuseum         mit seltenen       GroBvbgeln 
O s t p r e u B6e n s und von Fall zu Fall auch mit eielegenheits- 
fiingen. Hier sol1 nicht das trockene Wort, sondern die Sch6n- 
heit von Seeadler, Schreiadler, Schwarzstorch, Kranich, Uhu, 
Kolkrabe u. a. Arten fiir die Erhaltung dieser Kleinode unserer 
Natur werben und auf einen oft nicht genfigend beachleten 
Schatz OstpreuBens hinweisen.     Die Besucher diirfen aber 
nicht vergessen, daB Museum und Tiergehege nicht das We- 
sentliche an der Vogelwarte sind: sie ist Forschungs- 
a n st alt und hat ihre erste Aufgabe in der Erforschung des 
Vogelzugs. 
 
 
Die Beobachtung des Vogelzugs 
ist der niichstliegende Weg zu seiner Erforschung. In unserem 
Beobachtungshaus Ulmenhorst und      gelegentlich auch an 
anderen Punkten des Kiistengebiets wird seit 1929 nach einem 
bestimmten Verfahren an allen Zugtagen drei Stunden hindurch 
der Durchzug nach Arten und Stiickzahl m6glichst genau 
erfagt. Daraus kann man die T a g e s s u m m e sch~itzungs- 
weise errechnen: sie betr~igt fiir die Nehrung a n g a n z 
guten Zugtagen eine halbe Mill ion und mehr! 
Man kann auch nach jahrelanger Zahlung die Tagesdurch- 
schnitte feststellen und so einen V o g e I z u g k a I e n d e r ge- 
winnen, wihrend der Vergleich der einzelnen Kurven mit den 
Witterungsfaktoren einen Einblick in Einfliisse des Wetters 
auf den Zug erlaubt. Liebhaber-Beobachter da und dort im 
Lande werden zu ihnlichen Verlahren angeregt, so dab zeit- 
weise eine Art Beobachternetz besteht. 
 
 
Die Vogelberingung 
ist bald nach den bahnbrechenden Erfolgen des Danen Mor- 
tensen (1899) auch in Rossitten eingefihrt worden und stellt 
noch immer einen wichtigen Teil unserer Arbeit dar. Wir 
verwenden neun Ring-GrbBen aus Leichtmetall mit der Auf- 
schrift der Vogelwarte und einer laufenden Ziffer; die Auf- 
schrift erm6glicht Riickmeldung durch einen beliebigen Finder 
anf dem Postwege und die Ringziffer die Wiedererkennung an 
Hand einer punkflichen Buchfihrung.  Zundchst hatte man 
 
 
Verlauf der Herbsf-Vogelzuglinien im Bereich des Kurischen 
Hafts. Die Nehrung als ,,Br~icke des Vogelzugs". 
 
 
Wiederfunde von Nebelkrahen (dicke Punkte), die bei Rossitten 
(Kreis auf der Karfe) als Durchzigler mit dem  Krahennetz 
gefangen und dann beringi freigelassen wurden. Das Aus- 
breitungsgebiet dieser Nebelkrahen betrifft im Westen das 
Winterquartier, im Osten und Norden die Brutheimat. (Die 
Nebelkr~hen aus dem     inneren Finnland ziehen Ober die 
Alandsinseln nach Schweden und Danemark.) 
 
sich das bei den Haffkiistenbewohnern uibliche Verfahren des 
Kriihenfangs zu Speisezwecken mit grogen Zugnetzen zunutze 
gemacht und beringte Nebeikriihen aufgelassen. Nach den 
gunstigen Erfahrungen, die auch die Unschddlichkeit des 
Vogelrings f Hr den Trager ergaben, wagte man die Heran- 
ziehung weiterer Kreise zur Mitarbeit, und heute werden die 
meisten Vdgel nicht mehr in Rossitten, sondern iiberal1 
i n D eu t s c h 1 a n d durch ehrenamfliche Mitarbeiter beringt. 
     Von 1903 bis 1934 sind gegen 400 000 V6gel mit Ros- 
sittener Ringen gezeichnet worden, allein im Jahre 1933 fast 
80 000; in Rossitten selbst nur ein Bruchteii (1932 z. B. 5900). 
Die Zazhl der jdihrlichen Rtickmeldungen betr~igt gegen 4000. 
Allerdings ist durchaus nicht jedermann ais Mitarbeiter er- 
wiinscht: wir miissen die Sicherheit haben, daB der Bewerber 
fi r Vogelberingung die zu beringenden V6geI kennt, und dab 
er Gewihr Hfir eine verantwortungsvolie Handhabung des 
Ringes bietet. Nach demselben Grundsatz verfifhrt auch die 
Vogelwarte Helgoland als die andere in Deutschland maBgeb- 
liche Beringungs-Zentrale. Auch in anderen Kulturstaaten 
sind solche Stationen tWtig, in Europa im ganzen etwa 30. 
    In Rossitten und Ulmenhorst f a n g e n wir Durchziigler, 
so z. B. H e r i n g s m 6 w e n, die mehriach siidwitris bis 
Aegypten und einmal Kongo angetroffen wurden, ferner ge- 
legentlich auch Waldschnepfen; zwei im Herbst 1,931 
gefangene V6gel dieser Art wurden spater in Diinemark und 
in den franzbsischen Alpen wiedergefunden. Bei unserem 
Beobachtungshaus Ulmenhorst arbeiten wir vor allem  mit 
Fangreusen, in denen besonders Rot k e h 1 c hen gefangen 
werden; sie lassen sich spifter als Wintergiiste in Ungarn, 
Oberitalien, Nordafrika, Spanien, Portugal, Belgien  und 
Deutschland nachweisen. 
    Sodann wirkt die Vogelwarte durch O r g an i s at io n 
planmUBiger        Beringungen        von   Siedlungs- 
briitern. In den Jahren 1930 bis 1934 wurden in Ost- 
deutschland Oiber 5000 Fischreiher, 3250 Saatkr~ihen und iiber 
600 Kormorane im Nest beringt und damit interessante Er- 
gebnisse erzielt. Ostpreuflische F i s c h r e i her verbreiten 
sich nach dem Verlassen des Nestes von Estland bis Griechen- 
land, Algerien  und  Portugal, einmnal Nigerien, nordhan- 
noversche S a a t k r ii h e n iiberwintern grofgenteils in Eng- 
land, Ostsee - K o r m o r an e wurden hauptsdchlich in Tunis 
angetroffen. Es lieten sich leicht noch viele fesseInde Einzel- 
heiten anfiihren, doch seien nur drei verschiedene und gut 
bekannte Typen kurz gestreift: