ABRAHAM LINCOLN
H¸ter der Menschenrechte
In der Unabh"ngigkeitserkl"rung, die die
Regierung der Vereinigten Staaten am
4. Juli 1776 erlieþ, stehen folgende S"tze:
.Alle Menschen sind gleich geschaffen und
haben von ihrem Sch–pfer gewisse Rechte
erhalten, die sie auf keine Art aufgeben
k–nnen. Zu diesem Recht geh–rt das Leben,
die Freiheit und das Streben nach einem
gl¸cklichen Zustand. Um diese Rechte fest-
zustellen, haben die Menschen Landesregie-
rungen angeordnet, die keinen anderen Ur-
sprung haben als die Einwilligung derer, die
regiert werden. Sooft eine Regierungsform
diesen Zwecken hinderlich ist, hat das Volk
das Recht, sie abzu"ndern oder abzuschaffen
und eine andere einzuf¸hren, die auf sol-
chen Grunds"tzen erbaut ist, daþ sie dem
Volk am zutr"glidcsten erscheint, um seine
Sicherheit und sein Wohl zu gr¸nden. Es ist
die Pflicht des Volkes, das Joch' einer sol-
chen Regierung, die unbedingten Despotis-
mus darstellt, abzusch¸tteln und sich neue
Besch¸tzer seiner k¸nftigen Sicherheit zu
verschaffen.'
Wie die Morgenr–te einer neuen Zeit stan-
den diese S"tze vor der zivilisierten Mensch-
heit. Ungeheuer war das Echo, das diese
S"tze vornehmlich in Europa fanden.
William Pitt, der "ltere, der von 1757 bis
1761 Minister in England gewesen war, rief
aus: äIch h–re sagen, Amerika leiste uns
Widerstand und stehe im Aufruhr! Wohl!
Ich freue mich und preise mich gl¸cklidc
wegen dieses Widerstandes. Drei Millionen
Menschen, die jedes Gef¸hl der Freiheit ver-
loren, sich freiwillig und geduldig der Skla-
verei unterworfen h"tten, w"ren taugliche
Werkzeuge geworden, um uns selbst zu
Sklaven zu madien.'
In Deutschland ruft der Dichter Herder aus:
,Die k¸hnsten g–ttlichsten Gedanken des
menschlichen Geistes, die sch–nsten und
gr–þten Werke sind in Freistaaten vollendet.'
Goethe ist von der Proklamation so begei-
stert, daþ er gesteht: .. . . daþ er wieder
Liebe zu der Klasse bekommen habe, die
man die niedere nennt.' Unter dem Eindruck
der Unabh"ngigkeitserkl"rung schreibt er
die erste Fassung des "Egmont'.
Der Dichter Lessing l"þt in Gespr"che f¸r
Freimaurer' seinen Falk' sagen: äDieStaaten
vereinigen die Menschen, damit durch diese
und in dieser Vereinigung jeder einzelne
Mensch seinen Teil von Gl¸ckseligkeit desto
besser und sicherer genieþen k–nne. Das
Totale der einzelnen Gl¸ckseligkeiten aller


Glieder ist die Gl¸ckseligkeit des Staates,
bei welcher auch noch so wenig einzelne
Glieder leiden und leiden m¸ssen, ist Be-
m"ntelung der Tyrannei. Anderes nichts.'
Unter dem Eindruck der Unabh"ngigkeits-
erkl"rung kracht es in Frankreich im Ge-
b"lk der absoluten Monarchie. Im Jahre 1789
schlagen die Flammen der groþen Franz–-
sischen Revolution ¸ber den Baldachin des
Thrones. Die Menschenrechte werden erkl"rt.
Diese Erkl"rung ist Geist vom Geist der
amerikanischen Unabh"ngigkeitserkl"rung.
Im Norden der Vereinigten Staaten hielt
man sich weitgehend an die Unabh"ngig-
keitserkl"rung von 1776. Zum Teil deshalb,
weil man f¸r die industrielle Arbeit in den
Nordstaaten keine Sklaven gebrauchen
konnte. Aber im S¸den der Staaten, wo die
Plantagenarbeit vor sich ging, dort herrschte
die offene Sklaverei. So muþte es, wenn die
Verfassung eingehalten werden sollte, wenn
kein Glied der Gesellschaft versklavt sein
durfte, zum Konflikt kommen.
In dieser Zeit erwuchs Amerika ein Mann,
der. aus der Tiefe des Volkes kommend, in
harter k–rperlicher Arbeit herangewachsen
war. Ein Mann, der sich zu seiner Herzens-
bildung politische Bildung angeeignet hatte
und der sah, wenn dieser Zustand weiterhin
geduldet wurde, muþte die Union ausein-
anderfallen: Abraham Lincoln.
Er scheute nicht, zu sagen, daþ Sklaverei
eine Schande sei, daþ Amerika nicht groþ
w¸rde durch die Sklaverei, sondern groþ
w¸rde, wenn es die Sklaverei abschaffe. Er
sagte, daþ alle Menschen das gleiche Recht
auf Bildung, Gl¸ck und Sicherheit h"tten,
damit den S"tzen der Unabh"ngigkeitspro-
klamation folgend.
In einer seiner groþartigen Reden, die er
w"hrend eines Wahlkampfes um die Pr"si-
dentschaft der Vereinigten Staaten Ameri-
kas hielt, sagte er:
. . . Der eigentliche Entscheid im Fall Dred
Scott ist, Eigentum, nichts als Eigentum aus
den Negern aller Staaten der Union zu
machen. Es ist der uralte Kampf: Besitzrecht
gegen Menschenrecht. Ein Kampf, der in
diesem Lande noch fortdauern wird, wenn
die armseligen Stimmen von Richter Dou-
glas und mir l"ngst verstummt sein werden.
Unsere Nation gr¸ndet sich auf den Wahl-
spruch: Alle Menschen sind gleich. In der
Unabh"ngigkeitserkl"rung steht nichts von
einer Ausnahme. Jetzt aber wird unser
Wahlspruch so gelesen: Alle Menschen sind
gleich -- ausgenommen Neger. Wenn wir
diese Rassentheorien akzeptieren - was
wird uns hindern zu behaupten: Alle Men-
schen sind gleich -- ausgenommen Neger,
Fremde, Katholiken, Juden --- oder ¸ber-
haupt alle armen Leute?
So sehen die Errungenschaften aus, die die
Anh"nger der Sklaverei verheiþen. Viele
gute B¸rger im Norden und im S¸den stim-
men mit dem Herrn Richter ¸berein: Keine
¸berfl¸ssigen  Schwierigkeiten  -  jeder
Staat soll sich um seine eigenen Angelegen-
heiten k¸mmern. Das w"re allerdings f¸r
den Augenblick der sicherste und bequemste
Weg. Ich aber rate euch: Seid wachsam!
Wenn ihr irgendeinen eurer Nebenmen-
schen versklavt, ihn dem¸tigt, ihm jeden
Anspruch auf Menschenw¸rde nehmt und
ihn zum Vieh erniedrigt -- dann m¸þt ihr
darauf gefaþt sein, daþ der D"mon, den ihr
damit heraufbeschworen habt, sich eines
Tages gegen euch wendet.
Wenn ihr anfangt, die reine Flamme der
Freiheit zu tr¸ben, dann h¸tet euch vor den
Folgen!
Ich rufe nicht zum B¸rgerkrieg auf. Alles,
was ich will -- jetzt und solange ich lebe
- ist, immer und immer wieder den edlen
Grundsatz unserer Demokratie hochzuhal-
ten, der uns groþ gemacht hat und uns noch
gr–þer machen kann.
Ich f¸rchte ernsthaft, daþ die Treue zu die-
sem Grundsatz nun gef"hrdet ist. Nicht nur
durch die ehrlichen Parteig"nger der Skla-


verei, sondern vor allem durch die Mitl"u-
fer von Richter Douglas, die schreien: ªWas
geht das uns an?´ Diese selbstgef"llige Art
der v–lligen Gleichg¸ltigkeit gegen das B–se
kann ich nur hassen! Ich hasse sie wegen
der gewaltigen Ungerechtigkeit der Skla-
verei an sich. Ich hasse sie, weil sie das An-
sehen unserer Republik vor der Welt her-
absetzt, weil sie den Feinden freier Ver-
fassungen erm–glicht, uns als Heuchler zu
brandmarken und die wahren Freunde der
Freiheit zwingt, unsere Ehrlichkeit zu bezwei-
feln. Und vor allem hasse ich diese Art,
weil sie keine andere Triebfeder kennt als
Eigennutz . . .'
Als kein anderes Mittel mehr half, begann
Lincoln seinen Kampf f¸r das Recht der Ne-
ger und die Einheit der Nation. Blutenden
Herzens, denn er haþte die Gewalt und den
Krieg. Er gewann den Kampf, in dem die Be-
freiungsakte der Neger proklamiert wurde.
Zahllose Anekdoten sind aus diesem Krieg
bekannt, die Lincoln, diesen Demokraten
des Herzens, in seiner ganzen Gr–þe zeigen.
Sein Heer war bunt zusammengew¸rfelt.
Desertionen waren an der Tagesordnung,
aber im Gegensatz zum heutigen Geschehen
wurde zehnmal ¸berlegt, ehe ein Mensch
get–tet wurde.
Einmal sagte Lincoln, als es sich um die
Verurteilung eines Deserteurs handelt: ãId
w"re nie ganz sicher, ob ich mein Gewehr
nicht auch hinwerfen und weglaufen w¸rde,
mitten in der Schlacht.
Im Falle eines jungen Deserteurs sagt er:
.Ich denke, der Junge kann uns besser auf
der Erde als unter der Erde dienen.' Der
Junge wird begnadigt.
Einer seiner Generale, Butler, hat ihm ein
Telegramm geschickt: "Bitte dringend, nicht
in Kriegsgerichtsverfahren einzugreifen, da
jede Disziplin unter den Truppen damit zer-
st–rt wird.'
Aber vor Lincoln sitzt der alte Vater eines
Jungen, der erschossen werden soll. ,Zum
Teufel mit diesem Butler', sagt Lincoln und
begnadigt den Jungen.
Lincolns Milde wird angegriffen. Er sagt:
.Sie wissen nicht, wie schwer es ist, einen
Menschen sterben zu sehen, wenn Sie sehen,
daþ ein Strich Ihrer Feder ihn retten kann.'
Und einmal, als man von einem Menschen
redet, der niemand zum Freunde hat, sagt
er, der Pr"sident des Staates: Wenn er
keine Freunde hat, so soll er mich zum
Freunde haben.'
Selten hat ein Mensch soviel Macht in
seiner Hand gehabt wie Lincoln; selten hat
ein Mensch seine Macht so sehr in den
Dienst des Rechts und der Milde gestellt.
In ihm hatte sich die Macht mit dem Recht
vers–hnt. F¸r ihn stand die Macht im
Dienste der Gerechtigkeit.         H. D.


S4uch ich singe /4merila
Ich bin der dunklere Bruder,
Sie schicken mich in die K¸dce essen,
Wenn Gesellschaft kommt.
Aber ich lache,
Esse
Und werde stark.
Morgen
Werd' ich am Tische sitzen,
Wenn Gesellschaft kommt.
NViemand wird wagen
Mir zu sagen:
Iþ in der K¸che.
Ubrigens:
Sie werden sehen, wie sch–n ich bin,
Und werden sich sch"men.
Auch ich bin Amerika.
Langston Hughes