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Auch auf seiner zweiten Sitzunrr erledigte
der Bundes-Jugendausschuþ des Deutschen
Gewerkschaftsbundes eine reichhaltige Tages-
ordnung.
Betriebsjugendarbeit
Dieses Problem wurde in einer eingehenden
Aussprache behandelt. Es ging um die Aus-
arbeitung klarer Richtlinien und die Kl"rung
der gewerkschaftlichen Funktionen im Be-
trieb. Die gewerkschaftliche Jugendarbeit im
Betrieb muþ in H"nden des gewerkschaft-
lichen Jugendvertrauensmannes liegen, seine
Aufgabe ist eine rein gewerkschaftliche. Dei
Betriebsjugendsprecher vertritt die Inter-
essen aller Jugendlichen im Betrieb. Dieses
Thema werden wir im Aufw"rts demn"chst
besonders behandeln.
Gewerkschaftliche Jugendarbeit
Der Entwurf eines Programms f¸r gewerk-
schaftliche Jugendarbeit wurde vom BJA
fertiggestellt und dem Bundesvorstand und
Bundesausschuþ zur weiteren Bearbeitung
und Beschluþfassunq zugeleitet.
1. Bundesjugendkonferenz in Hamburg
Nach Beschl¸ssen des Bundesvorstandes wird
in der Zeit vom 25. bis 27. August 1950 die
1. Bundesjugendkonferenz des DGB in Ham-
burg durchgef¸hrt. Zu dieser Konferenz wer-
den 150 Jugenddelegierte aus der Bundes-
republik entsandt. Aus den Gewerkschaften
und Industriegewerkschaften kommen 100
Delegierte und aus den Landesbezirken des
DGB 5G. Der Bundesjugendausschuþ befaþte
sich mit der Durchf¸hrung der Konferenz
und Festlegung der Tagesordnung.
Nochmals Arbeitsdienst
Die Stimmen und Versuche zur Wiederein-
f¸hrung des Arbeitsdienstes wollen nicht
verstummen.   Der  BJA   erkl"rt  hierzu
folgendes:
Die Gewerkschaftsjugend lehnt die Wieder-
einf¸hrung eines Arbeitsdienstes --- gleich,
in welcher Form sie auch geplant sein
sollte -- mit allem Nachdruck ab. Zu dieser
Auffassung kam der DGB-Bundesjugend-
ausschuþ, der die klare ablehnende Stel-
lungnahme der Bundesregierung in dieser
Frage begr¸þt.
Der Antrag der FDP-Bundestagsfraktion,
einen neuen Arbeitsdienst als freiwilligen
Landdienst' und freiwilligen Jugendhilfs-
dienst' getarnt wieder einzuf¸hren, wird
vom Bundesjugendausschuþ als ein Versuch
angesehen, die einm¸tige Willens"uþerung
der Jugendorganisationen zu ¸bergehen.
Auch die Ausf¸hrungen des Dortmunder
Oberb¸rgermeisters Fritz Henssler, der sich
auf der Hauptversammlung des Deutschen
St"dtetages in K–ln in einem Diskussions-
beitrag f¸r die Wiedereinf¸hrung eines
Arbeitsdienstes einsetzte, wurde vom Bun-
desjugendausschuþ  mit  Entr¸stung  zur
Kenntnis genommen.
Statt eines Arbeitsdienstes w¸nscht die Ge-
werkschaftsjugend eine Wirtschaftspolitik,
die es der Jugend erm–glicht, die in Artikel
12 des Grundgesetzes festgelegten Rechte in
Anspruch zu nehmen.
Der DGB-Bundesjugendausschuþ fordert fer-
ner einen gesetzlichen Schutz f¸r die T"tig-
keit des Jugendsprechers im Betrieb.
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Foto: Auw"arts


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Das war etwas f¸r unsere Jungen und M"-
del, nach langer hermetischer Abgeschlossen-
heit wieder ein fremdes Land zu besuchen,
um andere, frischere Luft zu atmen. Junge
Kolleginnen und Kollegen, besonders ver-
diente Gewerkschafter, verbrachten zusam-
men mit jungen holl"ndischen Freunden acht
frohe Urlaubstage in einem der sch–nsten
"Mercurius' Gewerkschaftsjugendheime der
Niederlande, in der N"he von Lunteren bei
Arnheim. Uber ein Jahr lang hatten junge
aufgeschlossene holl"ndische Gewerkschaf-
ter gegen B¸rokratismus und die –ffentliche
Meinung, nicht zuletzt auch gegen Bedenken
aus eigenen Reihen gek"mpft, um wieder
Kontakt mit der deutschen Jugend aufzu-
nehmen.  An dieser Stelle sei vor allem
unseres Freundes Henk Visser lobend ge-
dacht, der sich um das Zustandekommen der
neuen deutsch-holl"ndischen Jugendgemein-
schaft hohe Verdienste erworben hat. Am
1. Juli 1950 ¸berschritten wir zwischen
Emmerich und Zevenaar im FD-Zug die
holl"ndische Grenze. Hier erwartete uns
einer der bequemen und schonen holl"n-
dischen Omnibusse, wie sie seit einiger
Zeit auch in unserem Straþenbild wieder
h"ufiger zu sehen sind. Frohe Wander- und
Fahrtenlieder auf den Lippen, ging es in
sausender Fahrt durch die sauberen und
gepflegten St"dte und Ortschaften Arnheim,
Ede-Wangeningen usw. bis zu dem schon
eingangs erw"hnten herrlichen Jugendheim,
das, mitten im Walde gelegen, ausschlieþ-
lich von holl"ndischen Jugendlichen in der
Zeit der damaligen groþen Wirtschaftskrise
erbaut worden war. Neben Sportpl"tzen,
einem groþen Schwimmbassin fehlte nicht
einmal eine sinnvolle, in der Form eines
alten r–mischen Amphitheaters angelegte
Freilichtb¸hne, die unser aller Bewunderung


Mercurius-Erholungsheim auf dem Scheleberg bei


erweckte. Die herzlichen Begr¸þungsworte
unserer Gastgeber beseitigten auch die letzten
Hemmungen, und schon nach wenigen Stun-
den hatte unsere Gruppe mit den holl"n-
dischen Lagerteilnehmern einen so guten Kon-
takt. daþ man von einer wirklichen Gemein-
schaft sprechen konnte. Frohe Spiele aller
Art, Sport und Vi anderuncen bestimmten in
sinnvollem Wechsel unseren Tagesverlauf,
nur unterbrochen von dem warmen und
sympathischen Klang einer Glocke (es geht
auch ohne Pfeifen), die zu den guten Mahl-
zeiten oder zu einem Kopje Tee oder
Koffie mit Kukje rief. Am meisten sch"tzten
unsere Jungen und Madel das Zwanglose
bzw. den hohen Grad der Freiheit in diesem
Lager, die sich sehl- gl¸cklich auswirkte und
nicht in einem einzigen Falle zu Klagen
oder gar Disziplinlosigkeit f¸hrte. Eine
Anzahl holl"ndische  Liedchen, die  uns
unsere Gastgeber mit viel Geduld beige-
bracht hatten, lieþen uns am Ende dieser
schonen  Ferienwoche  kaum   von  "alten
Holl"ndern' unterscheiden, und der nette
Song   leeve, leeve  Rixke' oder vom
"Pintelepotje'  bereicherte  unser Lieder-
repertoire. Unvergessen werden uns zwei
herrliche Autobusausfl¸ge bleiben, die un-
sere holl"ndischen Freunde mit uns nach
Arnheim, Rozendaal und Harderwijk am
Ysselmeer machten und in deren Verlauf
Ausstellungen,  Freilichtmuseen  und  das
herrliche Schloþ St. Hubertus besucht wur-
den. Tief beeindruckten uns auch der Helden-
friedhof und das Mahnmal von der Fall-
schirmschlacht bei Arnheim.
Obwohl die acht Tage so reich an gemein-
samem   Erleben  und  nachhaltigen  Ein-
dr¸cken waren   und so feste und tiefe
Freundschaftsbande  geschlossen  wurden,
schien uns die Zeit im Fluge vergangen zu
sein. Ein bunter Abend, bei dem Einf"lle
und Phantasie wahre Orgien feierten, lieþ
in wechselnder Folge holl"ndische und deut-
sche Freunde zu Wort kommen. Herzliche
und ergreifende Worte unserer holl"ndi-
schen Freunde besiegeltenam Schluþ dieses
Abends und somit auch der Ferienwoche
unsere neue Freundschaft, die wir gut zu
pflegen versprachen. Wir dankten unserer-
seits f¸r das herrliche Erlebnis, das tiefe
Verst"ndnis f¸r die Misere der deutschen
schaffenden Jugend und die dargebotene
Freundeshand. Beim Abschied versickerte
auf beiden Seiten ein wenig Herzblut, und
nicht alle konnten die aufsteigenden Tr"nen
unterdr¸cken. Ein Wiedersehen um jeden
Preis war unsere Parole.    Paul Bemelmann