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H undertneunzehn junge Männer und ein 
Mädchen waren als Delegierte zum 6. Ju- 
gendtag der IG Bergbau und Energie nach 
Essen gekommen, um die Arbeit der letzten 
zwei Jahre kritisch zu würdigen, Richtlinien 
für die kommende Arbeit aufzustellen, ihre 
noch nicht erfüllten Forderungen an Unter- 
nehmer und Gesellschaft zu stellen, aber auch 
den Blick zu richten auf die notleidenden Völ- 
ker der farbigen Weit und diese ihrer Solidari- 
tät zu versichern. In diesen Kreis natürlich die 
Völker eingeschlossen, die unter den Dikta- 
turen leiden - und ganz besonders die Men- 
schen unseres Landes, die hinter der Mauer 
der Ostzone in der Unterdrückung leben 
müssen. 
Viele Gäste aus dem In- und Ausland, dar- 
unter ein Vertreter der jungen Bergarbeiter aus 
Ghana, wohnten der Konferenz als aufmerk- 
same Zuhörer bei. (Der Arbeitsminister war 
nicht da. Er hätte sich von den Gründen be- 
richten lassen können, warum Zehntausende 
von jungen Bergarbeitern gegen den Bergbau 
abgestimmt haben, indem sie sich andere 
Arbeitsplätze suchten, wo sie weniger gefahr- 
 
voll und schwer arbeiten müssen. besser be- 
handelt werden und mehr verdienen.) 
Zur Eröffnung der Konferenz sang ein Jugend- 
chor Lieder von Kampf, Freiheit und Solidarl- 
tät. Eine Band aus Lünen - der Beifall wollte 
kein Ende nehmen - brachte heiße Musik. Das 
Frankfurter-Kabarett ~Die Meininger° sorgte 
mit seiner frisch-frechen Kritik an allem, was 
faul, bestürzend und lächerlich In beiden 
Teilen Deutschlands ist, für die richtige Stim- 
mung. Die jungen Künstler fanden den rich- 
tigen Nerv der Zuhörer und damit auch freudi- 
gen Beifall. 
Heinrich Gutermuth, der Vorsitzende der IG 
Bergbau und Energie, ging In seiner Eröff- 
nungerede auf die Krise im Bergbau ein und 
sparte nicht mit Kritik an den Unternehmern, 
die durch Ihr unsoziales Verhalten - insbeson- 
dere In der Durchlöcherung des neuen Jugend- 
arbeltaschutzgesetzes - Schuld daran tragen, 
daß die jungen Menschen zu Zehntausenden 
den Bergbau verlassen haben. Die Arbeit im 
Bergbau müsse attraktiver gestaltet werden. 
Der Bergmann müsse den höchsten Lohn, die 
kürzeste Arbeitszeit und den allgemein besten 
 
Soziaistand haben, den ein Volk zu verteilen 
habe. Mitleid an Gräbern Interesiiere nur so 
weit, wie soziale und menschliche Anerken- 
nung den rauhen und schweren Alltag des 
Bergarbeiters bestimme. 
Kollege Gutermuth schloß seine Ansprache 
mit den Worten: ,Eine erneute Hetze gegen 
die Gewerkschaften geht durch das deutsche 
Land. Aber das möchte Ich an dieser Stelle 
betonen: Sie alle haben sich geirrt. Wir ken- 
nen diese Helden aus Nacht und Nebel, diese 
Ordensritter der nationalsozialistlschen Ära, 
diese Feinde, die ein Volk zur Schlachtbank 
führten, um es dann seinem grauenvollen 
Schicksal zu überlassen. Diese ,Patentdemo- 
kraten', die uns demokratische Staatagesin- 
nung lehren wollen, uns, die wir schon zu einer 
Zeit für diese Ideale eintraten, als diese Helden 
noch politisch nach einer Heimat suchten. Wir 
kennen ihre Namen und ihre Vergangenheit. 
Wir kennen ihr unwürdiges Betteln bei den 
Gewerkschaften um  Gnade und ,Persil- 
scheine'. Sie sind hiermit gewarntl Gewarnt 
von der Jugend, die auf Schlachtfeldern und 
in der Heimat durch Not, Leid und Tod das 
 
Geschenk aus Österreich