Provinz Angola" nun 20010, 30000 oder 46000 
Todesopfer gefordert hat. Von den acht inter- 
national bekannten Journalisten (darunter 
Westdeutschlands Rundfunk-Korrespondent 
Dr. Peter Scholl-Latour, Amerikas AP-Kor- 
respondent Peter Grosse) konnte sich bisher 
nur der Dally-Telegraph-Mann Dick Beaston 
in Luanda behaupten, und auch das nur, weil 
der Direktor seiner Zeitung eng mit Salazar, 
Portugals Staatspräsidenten, befreundet ist. 
Alle anderen wurden nach mehr oder weniger 
kurzer Zeit von der portugiesischen Gehein- 
polizei ausgewiesen, und zwar genau dorthin, 
wo sich das Hauptquartier der Bakongo- 
Neger-Rebellen befindet: nach Leopoldville. 
Der Aufstand der Bakongo-Neger, der sich 
schon im Februar und im März 1961 durch Un- 
ruhen in Luanda äußerte, kam für die Portugie- 
sen vollkommen überraschend. Innerhalb weni- 
ger Wochen überrannten die Aufständischen, 
die über die Nordgrenze In das Land hinein- 
strömten, die wenigen Polizeiposten, zogen 
brennend und plündernd an den reichen 
Kaffeepflanzungen vorbei und hatten innerhalb 
kürzester Zeit einen großen Teil der nördlichen 
Gouvernements fest In der Hand. Sie näherten 
sich sogar der Hauptstadt Luanda bis auf etwa 
50 Kilometer, eroberten die alte Hauptstadt des 
 
Königreiches Kongo, Sao Salvador do Congo. 
Hier war im Laufe der Jahrhunderte der Traum 
vom Königreich Kongo am lebendigsten ge- 
blieben und erhielt nun durch die Selbständig- 
keit des Belgischen Kongo, den Einfluß von 
Staatspräsident Kasawubu und die Unzufrie- 
denheit der Plantagenarbeiter neuen Auftrieb. 
Hypnotisiert von der grausamen Vehemenz 
dieses Aufstandes waren die weißen Bewoh- 
ner Angolas zunächst ratlos. Viele Plantagen- 
besitzer flüchteten mit Frau und Kindern in die 
Hauptstadt, und manche zogen es sogar vor, 
Angola für Immer zu verlassen. Portugals 
Staatspräsident Salazar Ist jedoch nichtgewillt, 
Angola sang- und klanglos abzuschreiben. An 
Stelle des froheren  Generalgouverneurs 
schickte Lissabon den 50jährigen Luftwaffen- 
general Deslandes, der bereits unter Franco 
Im spanischen Bürgerkrieg kämpfte und weiß, 
mit welch einer grausamen Härte man Anders- 
denkende unterwerfen muß. Portugal schickte 
außerdem Truppenverstärkungen in Höhe von 
etwa 15000 Mann, darunter - wie üblich - Fall- 
schirmjger und Kommandotruppen. Auch die 
weißen Siedler setzten sich nun selbst zur 
Wehr. Sie stellten Bürgermilizen auf, durch- 
 
kämmten die Bakongo-Dörfer und rotteten zu- 
sammen mit den portugaltreuen Ballundo- 
Kriegern einen großen Teil der Bewohner aus. 
Aber das Feuer des Aufstandes ließ sich selbst 
durch ungewöhnlich grausame Vergeltungen 
nicht mehr austreten. In der letzten Woche 
führte die portugiesische Polizei in Luanda 
wiederholt Razzien in Negervierteln durch und 
verhaftete Schwarze und Weiße, die einen An- 
griff auf die Hauptstadt planten. Zum ersten 
Male trafen jetzt auch aus dem Süden Berichte 
ein, wonach Farmen isoliert wurden und sogar 
einigegrößereStädteangegriffenwurden. Auch 
die Maßnahmen der südafrIkanischen Regie- 
rung, die im Ivamboland, hoch oben im Norden 
an der Grenze nach Angoe, drei Polizei- 
stationen einrichtete, beweisen, daß der Auf- 
stand immer mehr um sich greift. Aufklärer 
und Transporter der Luftwaffe Südafrikas lan- 
deten in Waalvisbay, In Keetmannshoop, in 
Ondangua und Anders. Vorder internationalen 
Presse in Südafrika wurde bekanntgemacht, 
daß die Truppen an der Grenze nach Angola 
auf rund 6000 Mann verstärkt werden sollen. 
Obwohl Luanda, die Hauptstadt Angolas, 
äußerlich auf den Fremden einen friedfertigen 
 
Eindruck macht, steigt mit jedem Tag die 
panische Stimmung der Weißen. 40000 Portu- 
giesen sehen sich einer Bedrohung von rund 
250000 Schwarzen gegenüber, einem latenten 
Hexenkessel, der jeden Tag explodieren kann. 
Diese Stimmung und die Nachrichten aus den 
anderen portugiesischen Kolonien Mozambi- 
que, Portugiesisch Guinea und den Inseln Cap 
Port tragen dazu bei, daß das Gefühl, daß eine 
Epoche zu Ende geht, Immer stärker wird. 
~Abreisen ist Verrat", so lauten die Slogans 
der Ultras in Angola, aber trotzdem sind die 
Passagen auf den Dampfern nach Portugal bis 
Januar 1962 voll gebucht, und in den Banken 
Luandas steht man Schlange, um Gelder nach 
Portugal überweisen zu können. Jeder Fremde, 
der die Stadt zum ersten Male besucht, wird 
von Kellnern, Taxifahrern und Angestellten 
um ausländisches Geld angebettelt, das man 
dann gegen Angola-Eacudos eintauschen soll, 
da fremde Währungen sich weitaus leichter 
nach Portugal transferieren lassen. 
Die Hoffnung vieler Portugiesen kehrte kurze 
Zeit wieder, alsTruppenversWrungen aus Por- 
tugal angekündigtwurden und inzwischenauch 
in Luanda an Land gingen. Auch machte man